Botanische Merkmale und Standort

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Große Brennnessel

Die Große Brennnessel ist eine mehrjährige Staude, die beachtliche 1,5 Meter hoch werden kann. Sie bildet viele unterirdische Ausläufer und erschafft damit ein ganzes “Feld” an Brennnesseln, das in Wahrheit nur aus einer einzigen Pflanze besteht. An ihrem viereckigen Stängel befinden sich gegenüberliegende Blätter mit einem herzförmigen und länglichen Aussehen.

Diese dunkelgrünen Blätter haben einen grob gesägten Rand und sind sowohl am Stängel als auch auf der Oberseite mit brennenden Haaren bedeckt. Die hohlen Haare enthalten Kieselsäure und brechen scharfkantig ab, sobald man sie berührt. Dadurch bohren sie sich wie Nadeln in die Haut und verursachen rote Quaddeln sowie ein brennendes Gefühl durch ihre Flüssigkeit bestehend aus Histamin, Serotonin, Ameisensäure und Acetylcholin. Im Zeitraum von Juni bis Oktober entwickelt die Große Brennnessel rispenartige Blütenstände in den Achselhöhlen ihrer Blätter.

Da diese Pflanze zweihäusig ist, gibt es weibliche Exemplare mit nach unten gebogenen oder hängenden grünlich-bräunlichen Blütenständen sowie männliche Exemplare mit eher aufrechten blütenbestückten Rispen. Nach der Bestäubung wachsen bei den Weibchen kleine eiförmige Nussfrüchte heran – lecker zum Verzehr! Unterhalb der Erde verbreiten sich dicke, zylindrische Rhizome mit langen gelblichen Wurzelausläufern. Diese sind von vielen dünnen Wurzelfasern umgeben. Als sogenannte Ruderalpflanze hat die Große Brennnessel eine nahezu weltweite Verbreitung erreicht.

Man findet sie an sonnigen bis halbschattigen Standorten wie Schuttplätzen, in Gebüschen und am Waldrand – vor allem auf nitratreichen und leicht sauren Böden unterschiedlicher Feuchtigkeit.

Kleine Brennnessel

Die Kleine Brennnessel ist eine einjährige Pflanze, die im Vergleich zur Großen Brennnessel kleiner ist und nur bis zu einer Höhe von 50 cm wächst. Anders als ihre größere Verwandte besitzt sie keine Borstenhaare, sondern nur brennende Haare. Ihre Blätter sind oval geformt und stark gezähnt. Im Gegensatz zu ihrer Verwandten hat sie sowohl männliche als auch weibliche Blütenstände.

Man findet die Kleine Brennnessel praktisch weltweit an sonnenreichen Orten wie Weinbergen, Straßenrändern und trockenen Schuttplätzen mit leicht sauren Böden, die reich an Nitrat sind.

Es besteht möglicherweise Verwechslungsgefahr mit verschiedenen Arten der Taubnessel. Diese haben jedoch weiße, gelbe oder rotviolette Lippenblüten und ihre blattartigen Blätter ähneln denen der Brennnesseln, haben jedoch keine brennenden Haare.

Sowohl die Blätter als auch das Kraut der Brennes-seln riechen kaum und schmecken ähnlich wie Spinat. Brennes-selwurzeln hingegen haben weder einen charakteristischen Geruch noch Geschmack.”

Botanische Beschreibung

Die Brennnessel, auch bekannt als Urtica dioica, ist ein Vertreter der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Diese mehrjährige, krautige Pflanze ist für ihre besonderen Eigenschaften bekannt und kann eine beachtliche Höhe von 1 bis 2 Metern erreichen. Ein charakteristisches Erkennungsmerkmal der Brennnessel sind ihre herzförmigen bis länglichen, gesägten Blätter, die gegenständig angeordnet sind. Des Weiteren sind die Blüten der Brennnessel eher unscheinbar und präsentieren sich in Form von hängenden Rispen. Ein besonderes Kennzeichen dieser Pflanze sind die Brennhaare, die bei Berührung einen brennenden Schmerz verursachen, was auch zur volkstümlichen Bezeichnung “Haarnessel” geführt hat.

Die Brennnessel ist vor allem in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet und gedeiht häufig auf stickstoffreichen Böden. Man findet sie oft an Wegesrändern, in Gärten oder auf Brachflächen. Ihre Anpassungsfähigkeit und die einfache Vermehrung machen die Brennnessel zu einer weit verbreiteten und leicht erkennbaren Pflanze.

Zusammengefasst: 

  • Botanischer Name: Urtica dioica
  • Volkstümliche Namen: Brennnessel, Haarnessel
  • Familie: Urticaceae (Brennnesselgewächse)
  • Art: Mehrjährige, krautige Pflanze
  • Wuchsform: Kann eine Höhe von 1 bis 2 Metern erreichen
  • Erkennungsmerkmale:
    • Blätter: Herzförmig bis länglich, gesägt, gegenständig
    • Blüten: Unscheinbare, hängende Rispen
    • Besonderheiten: Brennhaare, die bei Berührung einen brennenden Schmerz verursachen
  • Lebensraum und Verbreitung:
    • Kommt häufig in Europa, Asien und Nordafrika vor
    • Bevorzugt stickstoffreiche Böden
    • Oft an Wegesrändern, in Gärten, auf Brachflächen

Inhaltsstoffe

Blatt & Kraut

  • Pflanzensäuren (u. a. Caffeoyläpfelsäure, Chlorogensäure)
  • Flavonoide (u. a. Glykoside von Quercetin, Kämpferol)
  • ungesättigte Fettsäuren
  • Kalium (v.a. im Blatt)
  • Eisen
  • Kieselsäure
  • in den Brennhaaren: Histamin, Acetylcholin, Ameisensäure, Serotonin

Wurzel

  • Lektine (Urtica-dioica-Agglutinin = UDA)
  • Phytosterole (u. a. ß-Sitosterolglykosid, Sitosterol)
  • Polysaccharide
  • Lignane
  • Cumarine (u. a. Scopoletin)

Wirkung

Blatt und Kraut:

  • harntreibend (aquaretisch)
  • entzündungshemmend (antiphlogistisch)
  • schmerzlindernd (analgetisch)
  • reduziert Gelenkschmerzen (antiarthrotisch)
  • immunmodulierend

Wurzel:

  • prostatotrop
  • antiandrogen über endokrine Wirkmechanis-men (hemmt das Enzym 5a-Reduktase, das für die Umwandlung von Testosteron in das aktive Dihydrotestosteron verantwortlich ist)
  • hemmt das Enzym Aromatase, das die Umwandlung von Testosteron in Östrogene steuert und für das Wachstum der Prostata im Alter mitverantwortlich ist
  • entzündungshemmend (antiphlogistisch)
  • verringert die Blutfülle der Prostata (antikon-gestiv)
  • verbessern den Harnfluss
  • erhöht das Miktionsvolumen
  • senkt die Restharnmenge
  • abschwellend (antiödematös)
  • harntreibend (aquaretisch)

Sicherheit und Hinweise

  • Mögliche Nebenwirkungen:
    • Allergische Reaktionen sind möglich, jedoch selten
    • Aufgrund der harntreibenden Wirkung sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden
  • Giftige Zwillingspflanzen und Verwechslungsgefahr:
    • Verwechslung mit der Taubnessel möglich, welche jedoch nicht brennt und ungefährlich ist
  • Richtige Dosierung und Anwendungsdauer:
    • Brennnesseltee: Nicht mehr als 2-3 Tassen täglich über einige Wochen

Traditionelles Wissen

  • Geschichtlicher Hintergrund:
    • In der Volksmedizin seit Jahrhunderten bekannt
    • Ehemals auch als Faserpflanze zur Herstellung von Nesseltuch verwendet
  • Überlieferungen und Mythen:
    • Wurde im Mittelalter als Schutzpflanze gegen böse Geister verwendet
  • Kulturelle Bedeutung und traditionelle Verwendung:
    • In vielen Kulturen als Reinigungskraut bei Frühjahrskuren eingesetzt

Naturschutz und Nachhaltigkeit

  • Bedrohte Arten und Schutzmaßnahmen:
    • Die Große Brennnessel ist nicht bedroht, jedoch sollte die Sammlung verantwortungsbewusst erfolgen, um die lokalen Ökosysteme nicht zu stören.
  • Nachhaltige Wildsammlung und Anbau:
    • Beim Sammeln in der Wildnis sollte darauf geachtet werden, nicht alle Pflanzen eines Standorts zu entnehmen und die Pflanzen nicht mit der Wurzel auszureißen, um den Bestand zu erhalten.
    • Brennnesseln können auch im eigenen Garten kultiviert werden, was nachhaltig ist und eine ständige Verfügbarkeit sicherstellt.

Wissenschaftliche Studien

  • Aktuelle Forschungsergebnisse:
    • Verschiedene Studien haben die entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften der Brennnessel untersucht, insbesondere bei Erkrankungen wie Arthritis.
  • Diskussion von Studienergebnissen:
    • Während viele traditionelle Anwendungen durch moderne Studien unterstützt werden, ist es wichtig, die Grenzen der wissenschaftlichen Forschung zu erkennen und zu kommunizieren.

Glossar

  • Definitionen von Fachbegriffen:
    • Diuretikum: Ein Mittel, das die Ausscheidung von Urin fördert.
    • Flavonoide: Eine Klasse von sekundären Pflanzenstoffen mit antioxidativen Eigenschaften.